Sehr geehrter Herr Bürgermeister Kürner,
sehr geehrte Gemeinderäte,
 
wir wohnen nun seit über 6 Jahren hier in Markgröningen und sind sehr gerne hier und ich verfolge mit einem gewissen Interesse die Entwicklungen hier in der Stadt. Was ich mir wünsche, ist eine langfristige „Vision“ für die Stadt. Wie soll diese denn in 10, 20 oder 30 Jahren aussehen? Eine ältere Dame erklärte mir damals, wie schön es doch sei, als älterer Mensch hier in Markgröningen alles zu Fuß erreichen zu können. Eine große Zahl der Bewohner wird in absehbarer Zeit zu diesen älteren Menschen zählen und wäre dann vielleicht froh, wenn es auch noch so wäre. Ich befürchte durch den Weiterbau der Umgehungsstraße über den Norden Markgröningens ein weiteres Aussterben der Innenstadt. Bereits jetzt stehen viele Läden leer und Markgröningen wird immer mehr zu einer sogenannten „Schlafstadt“. Eine Stadt braucht aber eine lebendige Mitte mit Geschäften, Cafes u.ä.
 
In Bezug auf die Weiterführung der Umgehungsstraße erwarte ich, dass alle möglichen Beeinträchtigungen und auch Alternativlösungen umfassend dargestellt werden und dem Bürger nicht einfach vermittelt wird: halber Verkehr = halbe Belastung, denn so einfach ist das nicht, wie nachfolgende Zitate zeigen:
 
Die Lärmminderungspotenziale ergeben sich bei gleich bleibenden Fahrzeugzusammensetzungen über die verringerten Verkehrsmengen, d. h. bei einer Halbierung des Verkehrs vermindert sich die Geräuschbelastung um 3 dB(A). Bei einer Änderung der Fahrzeugzusammensetzung entsprechen im innerstädtischen Verkehr etwa zwanzig Pkws einem Lkw, auf Autobahnen ist ein Lkw etwa so laut wie fünf Pkws. In Abbildung 3 ist die Pegeländerung in Abhängigkeit von der Verkehrsmenge dargestellt. LAI – AG Aktionsplanung 30. August 2007
Einen Aha-Effekt zieht folgender Vergleich nach sich: Während eine Verkehrsreduktion um 50% den Lärmpegel um nur 3 dB verringert, reduziert ihn eine Geschwindigkeitsreduktion von 50 km/h auf 30 km/h um ganze 6 dB! 
 
Es zeigt also, dass eine Reduzierung des Verkehrs auf maximal 50 % maximal 3 dB(A), bei 30 % nur ca. 1,5 dB(A) zur Folge hätte, die Geschwindigkeitsbeschränkung von 50 auf 30 wird dagegen mit 6 dB(A) angegeben – eifrige Kontrollen lohnen sich also, oder Kreisverkehre können ebenfalls eine Reduzierung um bis zu 3 dB(A) bewirken. In vielen Städten und Gemeinden (auch in Möglingen) werden Lärm-Aktionspläne aufgestellt, in denen neben der Ist-Situation (Belastung mit Lärm und Schadstoffen) auch die Maßnahmen mit den erwarteten Minderungen und möglicher Kosten, dargestellt sind. Gibt es das oder eine ähnliche Aufstellung auch für Markgröningen? Wie werden die (geplanten) Maßnahmen der umliegenden Gemeinden mit in die Planung einbezogen?
 
Stehen hinter dieser Planung vielleicht auch noch ganz andere Interessen, nämlich die Möglichkeit, auf den dann entstehenden Zwischenflächen weitere Gewerbegebiete ausweisen zu können? Ist es wirklich sinnvoll, dass die Stadt eingekreist wird von Gewerbegebieten? Welche langfristige Planung steht hier dahinter?
 
Ich möchte Sie darum bitten, nicht nur an kurzfristige Lösungen zu denken, sondern eine Gesamtentwicklung bzw. ein langfristiges Ziel, vielleicht auch „Vision“, in welche Richtung sich denn die Stadt entwickeln soll, im Auge zu haben und dann aus dieser Sichtweise heraus abzuwägen, welches die beste Lösung für alle Bürger sowie für eine lebendige und zukunftsgewandte Stadtentwicklung ist.
 
Mit freundlichen Grüssen
Dipl. Ing. agr. Rosa Bauhofer
Landschaftsökologin - Heilpraktikerin