Sehr geehrter Herr Bürgermeister Kürner,
sehr geehrte Gemeinderäte,
 
bei der Vorstellung des Verkehrskonzeptes in der Stadthalle haben Sie zwar Ihrer Informationspflicht genüge getan uns aber die Weiterführung der Ostumfahrung als einzige Alternative zur innerstädtischen Verkehrsreduzierung vorgestellt.
 
Demnach soll die Verkehrsreduzierung im Westen der Stadt durch die Verlärmung der Wohngebiete im Norden und die Zerstörung einer Naherholungslandschaft, angrenzend an das Landschaftsschutzgebiet Leudelsbachtal und das Naturschutzgebiet Rotenackerwald, sowie durch die Aufsiedlung neuer Flächen im Norden Markgröningens „bezahlt“ werden. In Wirklichkeit wird also Verkehrsbelastung nicht reduziert, sondern von einem Stadtteil auf den anderen verlagert.
 
Wo sind die Alternativplanungen, die eine Reduzierung des innerstädtischen Verkehrs und der Feinstaubbelastung ohne die Verlängerung der Ostumfahrung in eine Nordumfahrung erreichen? Davon war in der Stadthalle leider nichts zu hören, oder dürfen die Bürgerinnen und Bürger dies nicht von ihren politischen Vertretern erwarten? Ist die jetzige Planung wirklich „alternativlos“?
 
Das jetzt erwirkte Durchfahrtsverbot für LKW ist ein erster guter Schritt in diese Richtung und sollte konsequent durchgesetzt werden. Die sicherlich positiven Auswirkungen dieser Maßnahme auf die Reduzierung des Schwerlastverkehrs und die anstehenden Verlagerung der Firma Magna könnten doch Ausgangspunkt für alternative Überlegungen für die Zukunft sein.
 
Im Landesentwicklungsplan 2002, Baden-Württemberg steht: „Dem Ausbau vorhandener Verkehrswege ist Vorrang vor dem Neubau einzuräumen. Die Flächeninanspruchnahme ist gering zu halten, wertvolle Böden sind zu schonen und die Zerschneidung großer zusammenhängender Freiflächen ist zu vermeiden.“ ... „Regionale Grünzüge sind größere zusammenhängende Freiräume für unterschiedliche ökologische Funktionen, für naturschonende, nachhaltige Nutzungen oder für die Erholung; sie sollen von Besiedlung und anderen funktionswidrigen Nutzungen freigehalten werden.“ Davon haben wir bei der Vorstellung des Verkehrskonzeptes in der Stadthalle nichts gehört.
 
Ein weiterer Ansatz für alternative Denkmodelle war vor kurzem unter der Überschrift „Generation Golf steigt aufs Rad“ in der LKZ zu lesen. Der Verkehrswissenschaftler Helmut Holzapfel wurde mit der Aussage zitiert: „Die autozentrierte Mobilität hat ihren Höhepunkt bereits überschritten“. Auch die Aussage: „Die Re-Urbanisierung macht das Auto zunehmend entbehrlich“ deutet auf alternative Entwicklungen in der Zukunft hin.
 
Wie beliebig wirkt in diesem Zusammenhang die simple Feststellung aus der Verkehrsprognose des Büro Stahl und Partner: „Um auch hier auf der sicheren Seite zu liegen, wurde für den Stadtteil Markgröningen“ ... „davon ausgegangen, dass bis zum Planungshorizont ca. 2020/25 eine Verkehrszunahme von 5% anzunehmen ist.“ Ebenso kurz gedacht erscheint das Resümee des Planungsbüros die Fortführung der Ostumfahrung sei „eine sehr sinnvolle Maßnahme“ wenn noch nicht einmal annähernd geklärt ist, wie der prognostizierte Verkehr in Richtung Unterriexingen bewältigt werden soll.
 
Bitte nehmen Sie die berechtigten Bedenken und Befürchtungen der Bürger von Unterriexingen, der Anwohner im Norden Markgröningens und der vielen Nutzer des Naherholungsgebietes Leudelsbachtal ernst und stellen Sie uns Alternativen für die Verkehrsberuhigung vor.
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Kurt Hahn-Feil