Sehr geehrter Herr Bürgermeister Kürner,
sehr geehrte Damen und Herren im Gemeinderat,
 
Nachdem Sie, Herr Kürner, in der Bürgerversammlung am 20. 1. 2011 uns ermunterten, unsere Einwände zur Verkehrsplanung vorzutragen, will ich dieser Aufforderung nach reiflichem Nachdenken nachkommen.
Ich habe für alle Menschen Verständnis, die unter Belästigungen jedwelcher Art zu leiden haben, so auch für die Anlieger an verkehrsreichen Straßen. Es muß alles getan werden, sie zu entlasten.
Aber – es darf nicht den hohen Wert einer kostbaren Gabe der Natur kosten!
Das Gebiet, um das es sich dreht ( geplante Ost – Nordumfahrung) wird über das ganze Jahr von unzähligen Menschen als wunderbarer Spazierweg benutzt:
 
Einzelne, Paare, ganze Familien, Wandergruppen, Schulklassen, Kindergartengruppen, Jugendliche mit Sportgeräten, Jogger, Walker, Hundefreunde, im Winter besonders die Schlittenfahrer – eigentlich alle Bevölkerungsschichten. Sie alle werden durch eine Umgehungsstraße, wie sie geplant ist, um etwas Wesentliches gebracht, nämlich um die nur noch selten vorhandene Möglichkeit, ortsnah und ohne Auto in das Leudelsbachtal und den Rotenackerwald zu gelangen. Allein schon die Vielzahl an Vögeln mit ihrem unser Herz und unsere Ohren erfreuenden Gesang, die Rehe und Hasen, die Schmetterlinge, Insekten, der freie Blick über die Landschaft kann den Menschen Ruhe und Besinnung, Lebensfreude und Alltagskraft vermitteln. Dies ist nicht die Ansicht einer Einzelnen, sondern wissenschaftlich nachgewiesen.
Außerdem: die demographische Entwicklung geht doch nicht an den Autofahrern vorbei: wenn wir weniger Schulen, Kindergärten, Lehrer usw. brauchen, weil die Bevölkerungszahl zurückgeht, geht doch auch der Verkehr zurück. Niemand kann mehr als ein Auto fahren ( er kann allerdings mehrere besitzen) insofern ist die Zahl der vorhandenen Autos nicht gleichzusetzen mit der Zahl der Autos, die zu erwarten sind!
Fahrzeuge aller Art, besonders LKWs, die mit hoher Geschwindigkeit über die geplante Straße fahren, machen ganz gewiß sehr viel mehr Lärm und belasten die Umwelt mehr als PKWs, die während 2 Stoßzeiten am Tag mit Tempo 30 ( sollte besser kontrolliert werden!) auf einer Straße fahren, die dazuhin schon immer eine Durchgangsstraße war.
 
Es geht ja nicht nur um diese Straße, es geht auch um die dann folgende Bebauung, denn soviel ist sicher: die Firmen, deren Lagerraum der LKW ist, suchen den nächsten Weg zur Straße! Und sie bauen da, wo sie diese Möglichkeit haben, auch gleich ein rentables Wohnhaus dazu. Somit wäre unsere Stadt umzingelt, was sie jetzt schon ein bisschen ist.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie das wollen.
 
Soll denn jeder noch vorhandene Rückzugsraum, jede noch in ihrer Ursprünglichkeit erhaltene Landschaft der Gleichmacherei verfallen? Soll es denn überall laut und lärmend sein? Sind schon alle Möglichkeiten der Erleichterung für die Durchgangsstraßenanlieger ausgeschöpft? Das glaube ich nicht! Die Menschen sind viel erfindungsreicher als wir ahnen, besonders solche, deren Wissen und fachliche Kompetenz sich nicht nur in der Straßenplanung erschöpft.
Heiderose Ammon-Lenz