Guten Tag Herr Kürner,
 
ich bin in Markgröningen geboren und so fühle ich mich auch – als waschechter Markgröninger. Hier bin ich aufgewachsen, hier lebe ich, hier fühle ich mich wohl, hier engagiere ich mich.
 
Selbstverständlich weiß ich, weshalb die Straße „An der Bracke“ zwar breiter gemacht wurde als die anderen in diesem Gebiet aber keine entsprechende Fortführung fand, natürlich weiß ich auch, weshalb die Bahnlinie hier endete und letztlich das Enzviadukt in Bietigheim gebaut werden musste. Die Markgröninger waren nie für schnelle Pionierarbeit in Sachen Verkehr bekannt. Bewerten darf dies gerne jeder für sich selbst. Fakt allerdings ist, dass niemand hier lebt oder gar hierher zieht, weil er den kürzesten Anschluss an die Autobahn oder die direkteste Anbindung nach Stuttgart sucht. Markgröningen steht für andere Werte.
 
Vor vielen Jahren wurde der Leudelsbach umgelenkt, das Feuchtgebiet im Tal ging verloren, der Tammer See wurde trockengelegt. Heute beginnt man langsam mit Renaturierungsmaßnahmen. Warum wohl? Wurde womöglich erkannt, dass ein Stück Natur einen größeren Wert darstellt als eine zusätzliche Heuernte? Der kurzfristige Nutzen wurde von einem langfristigen Denken überholt.
 
Mir ist völlig klar, dass die Interessenlage mehr als verzwickt ist. Für das „Verkehrsproblem“ habe ich keine Lösung parat. Aber einen anderen Ansatz, der breite Zustimmung bringen kann. Meiner Meinung nach geht es weniger um eine „Straße“, es geht vielmehr um die Stadtentwicklung als solche und darum, wie ich in Zukunft in meiner Heimat leben will. Dafür benötige ich aber Visionen und Werte, für die ich mich einsetzen kann und will. Das sind jedoch keine geteerten Entscheidungen. Wohin geht es mit unserer Stadt? Wie sieht es hier in fünf, in zehn oder in zwanzig Jahren aus? Machen wir es wie alle Gemeinden, um die man schnell herumkommt oder gehen wir unseren eigenen Weg? Verständigen wir uns auf Ziele, die letztlich für alle erstrebenswert sind? Ziele, die nicht mit dem Auto erreichbar sind – dafür mit einem „Wir-Gefühl“? Nehmen wir uns doch einmal mehr beim Wort. Markgröningen, die Stadt zum Wohlfühlen.
 
Freundliche Grüße
Fred Albrecht