Mehr Verkehr durch die geplante Nordumfahrung

Das von der Stadt beauftragte Verkehrsgutachten (2008-2010) des Planungsbüros Stahl und Partner prognostiziert durch den Weiterbau der Ostumfahrung bis zur Unterriexinger Straße (Nordumfahrung) eine Verkehrsentlastung für das Markgröninger Stadtgebiet. Die darin enthaltenen Prognosen dienen als Grundlage für die Argumentation von Bürgermeister Kürner, dass 90% der Straßen Markgröningens entlastet werden. Wer nur kurz darüber nachdenkt, wird schnell zu dem Schluss kommen, dass sich keineswegs in 142 aller 158 Markgröninger Straßen etwas ändern wird.

 

Wir sind der Überzeugung, dass diese Prognosen nicht stimmen. Wir sind des Weiteren der Meinung, dass unser Eintreten gegen die Umfahrung keine Aktion zu Lasten der durch den Verkehr geplagten Anwohner der Unterriexinger Straße, der Schiller- und der Grabenstraße usw. ist. Dafür gibt es gute Gründe, die wir im Folgenden darstellen.

 

Eine neue Regionaltangente als Nord-Süd-Magistrale

Gemäß den Vorgaben der Stadtverwaltung soll die Umfahrung von Markgröningen eine kommunale Maßnahme zur Beruhigung des innerörtlichen Verkehrs sein. Die Maßnahme muss jedoch auch im überörtlichen Kontext betrachtet werden. Sieht man sich den Regionalverkehrsplan genauer an, dann wird schnell klar, durch die Umfahrungen von Markgröningen und Unterriexingen kommt der Landesstraße L 1141 (die Straße von Sachsenheim über Markgröningen nach Ditzingen) eine ganz besondere Bedeutung zu. Diese ist ist laut Regionalverkehrsplan die einzige Straße im Bereich von Markgröningen mit überregionaler Bedeutung. Dies ist der Beschreibung der Maßnahme Nr. 371 zum Regionalverkehrsplan (gemeint ist die geplante Nordumfahrung) zu entnehmen. Dort heißt es: "Nach Realisierung der Gesamtmaßnahme und auch aufgrund des bereits erfolgten Baus der Umfahrung Münchingen kommt der L 1141 eine Funktion für regionalbedeutsame Verkehre der Verbindungsfunktionsstufe III zu (Verbindung des Unter- bzw. Kleinzentrums Ditzingen und Sachsenheim) ..."

 

Zwar wird von Bürgermeister Kürner Wert auf die Feststellung gelegt, dass er eine Umfahrung Unterriexingens nicht will. Aber will er der Unterriexinger Bevölkerung den zusätzlichen Verkehr zumuten, der durch die Vollendung der Umfahrung von Markgröningen entstehen wird? Jede neue Straße evoziert neuen Verkehr. Das lässt sich morgens gut beobachten, wenn wir an den Kreiseln im Stau stehen und kaum aus der Stadt rauskommen, weil, durch die bequeme Ostumfahrung angelockt, ein inzwischen deutlich angestiegener Verkehrsstrom aus Tamm/Bietigheim usw. nach Bosch/Ditzingen usw.  diesen angebotenen Weg nimmt. Wäre es denn zu verantworten, dass sich zusätzlich evozierter  Verkehr durch die Unterriexinger Hauptstrasse und die Engstelle quälen wird? Wenn der erste Schritt getan ist, wird unweigerlich irgendwann der zweite Schritt folgen: auf die Nordumfahrung wird die Umfahrung von Unterriexingern folgen, da die Bewohner in Unterriexingen wegen der Mehrbelastung Sturm laufen werden.

 

Und was wäre die Folge? Zusätzlich zum Verkehr aus dem Umland würde die aus dem Logistikzentrum Eichwald kommende LKW-Kolonne mit Freude die vorgeschlagene Umfahrung von Unterriexingen und die geplante Nordumfahrung Markgröningens als Route wählen. Bisher war der LKW-Verkehr durch das Durchfahrtsverbot einigermaßen eingedämmt. Mit der Herstellung der beiden Umfahrungen wären dann aber alle Dämme gebrochen, weil es auf den Umfahrungsstraßen kein LKW-Durchfahrtsverbot mehr gäbe.


Schwerlastverkehr vom Eichwald - Aktuelle Situation

Dank des LKW-Durchfahrtsverbots gibt es keinen legalen Schwerlastverkehr vom Logistikzentrum Eichwald durch Unterriexingen und Markgröningen. Das Durchfahrtsverbot muss allerdings besser kontrolliert werden.

Quelle: Openstreetmap, Bearbeitung: Kurt Hahn-Feil


Schwerlastverkehr vom Eichwald - Planung

Erst durch die Nordumfahrung Markgröningens und die dadurch drohende Umfahrung von Unterriexingen würde eine Regionaltangente für den Schwerlastverkehr ermöglicht werden. Der Verkehr würde massiv zunehmen.

Quelle: Openstreetmap und von der Stadt Markgröningen beauftrage Verkehrsuntersuchung des Planungsbüros Stahl & Partner, Bearbeitung: Kurt Hahn-Feil

Der Plan zeigt die geplante Nordumfahrung von Markgröningen sowie die im Gutachten des Büro Stahl & Partner vorgeschlagene Umfahrung von Unterriexingen.


Das Verkehrsgutachten aus dem Jahre 2010 und die Aktuelle Situation

Historie: Das Verkehrsgutachten des Büro Stahl aus dem Jahr 2010

Vom Verkehrsplaner Stahl wurden im Jahr 2010 zwei Verkehrswirksamkeitsstudien im Auftrag der Stadt Markgröningen erstellt. Die eine (als Teil A bezeichnet) enthält eine Verkehrsprognose, die eine Reduzierung des Durchgangsverkehrs durch Markgröningen nach der Herstellung der Nordumfahrung von Markgröningen um 6.680 KFZ/Tag voraussagt. Die Verkehrsprognose (Teil B), die die Auswirkungen einer Unfahrung von Unterriexingen darstellt, prognostiziert eine Verringerung des Durchgangsverkehrs durch Unterriexingen um 3.200 KFZ/Tag. Was bei der Betrachtung der Verkehrsentwicklung durch das Büro Stahl vollkommen unberücksichtigt bleibt, ist eine Prognose für das überregionale Verkehrsaufkommen nach der Realisierung beider Umfahrungen.

 

Aktuell: Das Gewerbegebiet Eichwald

In der Verkehrswirksamkeitsstudie des Büro Stahl aus dem Jahr 2010 ist das durch die Erstellung des Gewerbegebietes Eichwald und dessen aktuelle Erweiterung erzeugte zusätzliche Verkehrsaufkommen nicht berücksichtigt, da es zum damaligen Zeitpunkt nicht im jetzigen Ausmaß erkennbar war. Bei diesem zu erwartenden zusätzlichen Verkehrsaufkommen handelt es sich in erster Linie um Schwerlastverkehre. Denn wie die Bietigheimer Zeitung in Ihrer Ausgabe vom 5. 7. 2017 richtig schreibt, müsste das Gebiet Eichwald nicht Gewerbegebiet sondern eigentlich Logistikpark heissen. Wer sich ein Bild von der Dimension dieses "Logistikparkes" machen will, kann dies hier tun.

 

Zusammenfassend kann also festgestellt werden, dass das Verkehrsgutachten des Büro Stahl, folgende zukünftige Einflussfaktoren für das Verkehrsaufkommen nicht berücksichtigt:

  • den vierspurigen Ausbau der B10
  • den Bau und die Erweiterung des Logistikzentrum Eichwald
  • den Bau der Umfahrungen von Markgröningen und in der Folge von Unterriexingen als Gesamtmaßnahme
  • die strategischen Zielsetzungen des Regionalverkehrsplans zu einer Nord-Süd-Magistrale

Zu befürchten ist vielmehr, dass sich durch diese regionalen Einflussfaktoren eine Blechlawine mit überwiegend Schwerlastverkehren rund um Markgröningen ergießen wird. Genauso wird der durch das bestehende Lkw-Durchfahrtsverbot durch Markgröningen weitgehend ausgebremste Lkw-Durchgangsverkehr auf diese neue, direkte Magistrale über Markgröningen in Richtung Stuttgart gelenkt. Damit ist ein Verkehrsstrom von ganz neuem Ausmaß mit deutlich gravierenderen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu erwarten.

 

Und der PKW-Verkehr? Die oben beschriebene Lkw-Kolonne müsste sich durch fünf zusätzliche Kreisverkehre quälen. Ob die Pkw-Fahrer wohl dieser schwerfälligen Kolonne hinterherzuckeln werden oder weiterhin die gewohnte und viel kürzere Direktverbindung durch die Unterriexinger-, Schiller-, Graben-, Münchinger Straße wählen werden?

 

Lobenswerter Weise hat  die Stadt ein Lkw-Verbot für Markgröningen und Unterriexingen durchsetzen können, das im Moment die Lkw-Kolonne vor den Toren Unterriexingens und Markgröningens stoppt. Allerdings ist in der Fortschreibung des Regionalverkehrsplans 2018 der Ausbau der L1141 zur Regionaltangente mit Hilfe der Nordumfahrung immer noch mit "hoher Dringlichkeit" vorgesehen.

 

Und auch die Stadt Markgröningen schlägt zum Thema Umweltzone auf Ihrer Homepage (Stand 23. 7. 2018) den "konsequenten Weiterbau der Ostumfahrung" und „die Prüfung einer Umfahrungsmöglichkeit für den Stadtteil Unterriexingen“ vor. Eine Steilvorlage für die Regionaltangente.