Wie sieht die Zukunft des Pendelns aus, wenn heute schon der Verkehrsinfarkt droht. Am 24. April 2018 diskutierten In "SWR1 Leute live" der Baden-Württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann, Ulrich Weber, Geschäftsführer Landesgruppe Baden-Württemberg vom Verband deutscher Verkehrsunternehmen und Dr. Bastian Chlond, Experte für Verkehrsentwicklung am Karlsruher Institut für Technologie.
Auch wir waren dabei und haben uns zu Wort gemeldet, um den Verkehrsminister auf die Möglichkeit der schnellen Reaktivierung der Bahnstrecke Markgröningen-Ludwigsburg als Maßnahme zur Reduzierung des Individualverkehrs hinzuweisen. Eine Aufzeichnung der Talkshow kann man sich hier anschauen. Lest dazu auch unseren Brief, den wir nach der Talkshow an Verkehrsminister Hermann geschrieben haben.
Sehr geehrter Herr Minister Hermann,
am 23. 4. waren Sie Talkgast im SWR 1 Leute live zum Thema „Pendeln – täglicher Wahnsinn?“. Im letzten Redebeitrag habe ich als Publikumsgast auf schnelle Möglichkeiten bei der
Reaktivierung von Bahnstrecken aufmerksam gemacht. Da Ihnen das Projekt der Bahnreaktivierung der Strecke Markgröningen - Ludwigsburg nicht näher bekannt zu sein scheint,
möchte ich Ihnen kurz dieses Projekt, in dem relevante Umweltthemen problemlos abgearbeitet werden könnten, zusammenfassen.
An der 8,5 km langen Stecke Markgröningen - Ludwigsburg wohnen ca. 45.000 Menschen. Schon 1996 hat ein Gutachten einen Wirtschaftlichkeitsfaktor von 6,0 ausgewiesen. Das dürfte
sich inzwischen weiter zur positiven Seite entwickelt haben. Für den Betrieb gab es immer Interessenten.
Diese Bahnstrecke ist eine gewidmete Strecke, die von Ludigsburg Bahnhof bis zur Firma Lotter (Flüssiggas-Umschlag) noch in Betrieb ist. Die gleistechnische Erkundung der
Reststrecke läuft unter Einbeziehung der DB. Ein Großteil der Schienen wird voraussichtlich wiederverwendbar sein, das Schotterbett wird momentan geprüft. Das Ergebnis dürfte positiv
ausfallen.
Mit einem Wasserstoff-Brennzellen-Zug wie der I-Lint würde es keinen nennenswerten Lärm geben, da die Schienen lückenlos verschweißt sind. Das Land hat ja für 16 dieser Fahrzeuge
eine Option laufen. Sinnvoll ist ein eingleisiger Betrieb mit einer Fahrzeit von 12 Minuten im Halbstundentakt. Später wäre gemäß der Doppelstrategie mit einer Stadtbahn ein
Viertelstundentakt möglich, dazu könnte ein Kreuzungsbahnhof im Bereich Möglingen eingerichtet werden. Am alten Bahnhof in Markgröningen stehen sehr große Flächen zum Ausbau zur
Verfügung (Buszubringer, Radfahrerparkplätze etc.).
Aus dem Vergleich mit anderen realisierten Projekten (z.B. Senden-Weißenhorn) ist mit einer nur 3jährigen Bauzeit zu rechnen. Wie auch der Presse zu entnehmen war, werden für die
Reaktivierung inklusive modernster Signaltechnik und Bahnübergänge ca. 25 Mio € benötigt werden.
Darüber hinaus hat das Projekt großes Interesse in Kornwestheim hervorgerufen. Dort ist ein Haltepunkt an der neuen Niederlassung von Wüstenrot (4.500 neue Arbeitsplätze) möglich, sowie eine
Durchbindung mit der Schusterbahn ins Neckartal bis Esslingen und Plochingen. Zudem ist eine Erweiterung zur Tangentialstrecke Salzweg bis Korntal-Weissach
(Strohgäubahn) machbar. Eine weitere Option ist außerdem die Erweiterung zur Panoramabahn über Zuffenhausen nach Böblingen und von dort mit der
Schönbuchbahn nach Dettenhausen. Innerhalb Markgrönigens wäre in Zukunft mit der Stadtbahn eine Weiterführung über das Bildungszentrum nach Schwieberdingen mit einem Haltepunkt
am Bosch mit Umstiegmöglichkeit zum geplanten Metropolexpress wünschenswert. Eisenbahn-Tangenten um den Stuttgarter Kessel würden sicherlich erheblich zur Verbesserung der
angespannten Verkehrssituation und zur Emmisionsentlastung in Stuttgart, Ludwigsburg und Markgröningen führen.
Binnen 3 Jahren könnte die Bahn zwischen Ludwigsburg und Markgröningen fahren – wenn der politische Wille dazu da ist.
Werden Sie sich dafür einsetzen?